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  • Bäcker-Gang (Glocken­gießer­straße)

    Olaf Pokorny — Dienstag, 5. Mai 2020, 16:29 Uhr • Lübecks Gänge und Höfe —
    (zuletzt geändert am 20. November 2020, 22:32 Uhr)

    Bäcker-Gang, Bäcker-Gang (Glockengießerstraße), Gänge und Höfe, Glockengießerstraße, Jakobi Quartier, Lübeck, Stadtrundgang

    In der Glocken­gießer­straße Nr. 38 befindet sich, wie auch schon in der Engels­grube, ein Bäcker-Gang. Brot zählte schon seit je­her als Grund­nahrungs­mittel und so ist es auch kaum verwunder­lich, dass es gleich mehrere Gänge und Höfe gibt, in denen Bäcker oder diesen nahe­stehende Berufs­gruppen wie etwa Grütz­macher, lebten und arbeiteten.

    Stadtplan: Lübeck, Glocken­gießer­straße 38

    Lübeck, Glocken­gießer­straße 38
    Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL.

    Back­stuben waren im Mittel­alter fast immer in Eck­häusern unter­gebracht und auch hier in der Glocken­gießer­straße/Ecke Tünken­hagen, finden wir noch heute das Frei­back­haus des Land­wege e. V., die nach eigenen Aus­sagen wohl älteste Back­stube Deutsch­lands. Diese expo­nierte Lage hatte durch­aus ihren Sinn! Back­stuben benötigen zum Backen natürlich Öfen, in denen früher offenes Feuer loderte. Die Brand­gefahr war also enorm hoch. Ein bren­nendes Eckhaus lässt sich von zwei Seiten deutlich besser löschen als ein Mittelhaus und ein Ausbreiten des Feuers auf Nachbar­gebäude kann viel effektiver verhindert werden.

    Foto: Bäcker-Gang, Glocken­gießer­straße 38

    Bäcker-Gang, Glocken­gießer­straße 38
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Tatsächlich gehörte der Bäcker-Gang vor Langer Zeit einmal zu diesem Frei­back­haus und hieß dem ent­sprechend auch „Frei­bäcker­gang“ [1]. Aber was in aller Welt ist ein Frei­bäcker? Im 16. Jahr­hundert fingen die Bäcker an, ihre Mono­pol­stellung auszu­nutzen und immer mehr an den Zutaten für ihre Back­waren zu geizen. Lange Zeit erduldeten die Lübecker Bürger den damit verbun­denen Schrumpfungs­prozess, doch als das Brot 1546 auch noch teurer werden sollte, beschwerten sie sich schließ­lich beim Rat der Stadt.

    Foto: Bäcker-Gang, Durch­gang, Glocken­gießer­straße 38

    Bäcker-Gang, Durch­gang, Glocken­gießer­straße 38
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Nach ausführ­licher Prü­fung der Sache wurde ange­ordnet, dass jeder Bäcker ab sofort ein eigenes „Marken­zeichen“ in jeden einzelnen Brot­laib zu drücken habe. Dies ging den Bäckern natür­lich zutiefst an die Berufs­ehre, dass nun jeder sofort sehen sollte, von wem die zu klein geratenen Brote stammten. Folglich weigerte man sich, dieser Anord­nung Folge zu leisten und drohte sogar damit, die Back­häuser ganz zu schließen.

    Foto: Bäcker-Gang, Innen­hof, Glocken­gießer­straße 38

    Bäcker-Gang, Innen­hof, Glocken­gießer­straße 38
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Der Rat ließ sich von den Bäckern jedoch nicht erpressen und setzte 1547 kurzer­hand vier Frei­bäcker ein, die, um Repres­salien zu vermeiden, dem Amt der Schmiede zuge­ordnet wurden. Mit dem Ein­setzen der Frei­bäcker wurden auch Größe und Qualität der Brote fest­gelegt. Dieser ange­wandte Verbraucher­schutz garan­tierte den Kunden, dass die gesiegelten Brote einwand­frei in Ordnung waren und ermög­lichte dem Rat Druck auf die Frei­bäcker auszu­üben, falls Preis, Qualität oder Gewicht der Brote nicht den Vorgaben entsprachen [2].

    Foto: Bäcker-Gang, Innen­hof, Glocken­gießer­straße 38

    Bäcker-Gang, Innen­hof, Glocken­gießer­straße 38
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Doch zurück zum Bäcker-Gang. Das Vorder­haus findet bereits 1294 Erwähnung unter seinem Eigen­tümer Bern­hard Sachte­levend. Der Gang selbst wird erst­mals 1531 erwähnt, als die Kinder des Rats­herren Jakob Westken (Andresen: „Wilken“) in das Grund­stück eingewältigt werden [1] [2].

    Foto: Bäcker-Gang, Innen­hof, Glocken­gießer­straße 38

    Bäcker-Gang, Innen­hof, Glocken­gießer­straße 38
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.

    Mitte des 18. Jahr­hunderts befanden sich zeit­weise zehn Buden im Gang und es exis­tierte laut Prof. Lütgen­dorff auch noch eine Ver­bindung zum Tünken­hagen. Es ist aller­dings nicht belegt, wo dieser Aus­gang zu finden gewesen sein soll. Rainer Andresen vermutet, es könne besten­falls eine Ver­bindung zu einer der Buden in Mertens Gang gegeben haben oder einen Hof­türen­zugang durch eines der Vorder­häuser im Tünken­hagen [2].

    Foto: Bäcker-Gang, Innen­hof, Glocken­gießer­straße 38

    Bäcker-Gang, Innen­hof, Glocken­gießer­straße 38
    Veröffentlicht unter einer Fair-Use-Policy.


    Literatur

    [1] Lübeck zur Zeit unserer Groß­eltern, Teil III: Stifte, Höfe, Gänge; Prof. W. L. von Lütgen­dorff, Lübeck 1936; S. 104 f

    [2] Lübeck, Das alte Stadt­bild, Geschichte der Wohn­gänge, Band 3, Fischer­grube bis Hunde­straße; Rainer Andresen, Lübeck 1982; S. 46 ff

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    2 Kommentare zu „Bäcker-Gang (Glocken­gießer­straße)“

    Die folgenden Kommentare geben ausschließlich die Gedanken, Meinungen und Ansichten des jeweils Kommentierenden wider (siehe Haftung für Inhalte).

    1. Christopher Seidel
      Donnerstag, 19. November 2020, 09:17 Uhr

      Super geschriebener und informativer Artikel :-). In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen

      Antworten
      • Olaf Pokorny
        Freitag, 20. November 2020, 20:18 Uhr

        Sie werden bestimmt noch viele lesenwerte Artikel hier finden. Einige der schönsten Gänge und vor allem Stiftshöfe fehlen auch noch und einige der älteren Artikel werden beizeiten um einige neue Erkenntnisse ergänzt. Schauen Sie gerne hin und wieder mal vorbei.

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